Seit 1850, also kurz nach der Gründung der Eidgenossenschaft, befindet sich die Eidgenössische Münzstätte in Bern. Seit 1998 heißt sie Swissmint und setzt die Tradition mit der Produktion der Schweizerischen Münzen fort – Umlaufmünzen wie auch jährlich neue Gedenkmünzen, die sich einer steten nationalen und einer wachsenden internationalen Beliebtheit erfreuen. Die eidgenössische Numismatik steckt voller Überraschungen, Seltenheiten und spannender Geschichten. Wir haben Ihnen eine kleine Übersicht ihrer Rekorde zusammengestellt.
Die kleinste Goldmünze der Welt.
Eine Münze, für die man ein Mikroskop braucht: Der neueste Rekord wurde 2020 aufgestellt und war nur mit höchster Präzision und technischer Raffinesse umsetzbar. Die 1/4 Franken-Münze zu Ehren Albert Einsteins kommt auf einen Durchmesser von gerade einmal 2,96 Millimetern und wiegt 0,063 Gramm (1/500 Unze) – damit handelt es sich gleichzeitig um die kleinste und leichteste Goldmünze der Welt. 999 Exemplare wurden produziert.
Es muss nicht extra erwähnt werden, dass die winzigen Münzen einen riesigen Erfolg hatten und augenblicklich vergriffen waren. Sie hätten die Schlagen am Stand der Swissmint bei der WorldMoneyFair 2020 in Berlin sehen sollen! Die Sammler standen nicht etwa an, um die Münze zu kaufen, sondern um ein Los zu ergattern, mit der man die Chance gewinnen konnte, eine der letzten Münzen zu erhalten.
Die erste Farbmünze der Schweiz
Ein Jahr vorher hatte die Swissmint einen riesigen Erfolg mit der ersten Farbmünze der Schweiz: Sie gewann die Herzen nicht nur im In-, sondern auch im Ausland. Der Schweizer National-Circus Knie gehört zu den Institutionen, an die sich jeder Schweizer, jede Schweizerin gerne erinnert; und dass es sich bei der Gedenkmünze um eine der ersten staatlichen Münzen weltweit handelt, die einem Circus gewidmet ist, verschaffte der Münze weltweite Aufmerksamkeit, vor allem unter Artisten.
Der erste lebende Schweizer auf einer staatlichen Münze
Ein Jahr später übertraf die Swissmint diesen Erfolg mit einer Ausgabe, die zum ersten Mal mit der so Schweizerischen Tradition brach, keine lebenden Personen auf staatlichen Gedenkmünzen zu zeigen. Die Swissmint widmete Roger Federer 2020 eine Silber und eine Goldprägung. Und der Vorverkauf sorgte für einen internen Rekord: Innert weniger Tage wurde der Swissmint-Webshop knapp 13 Mio. Mal angeklickt.
Die erste Gedenkmünze der Schweizerischen Eidgenossenschaft
Wenn wir schon beim Thema Gedenkmünzen sind: Die erste Gedenkmünze der Schweiz erschien 1936. Ausgabegrund war ein außerordentlicher Kredit für Rüstungsausgaben, den die Schweizerische Bundesverfassung 1936 genehmigte. Finanziert wurde er über Staatsanleihen, die dem Schweizer Finanzminister zusätzliche 335 Mio. Franken verschaffte.
Die älteste noch im Umlauf befindliche Münzbild der Welt
Wenn ein Schweizer heute in sein Portemonnaie schaut, sieht er auf der Vorderseiten der Münzen zu ½, 1 und 2 Franken die stehende Helvetia, in ihren Händen das Wappenschild der Schweiz und einen Speer. Dieses von Bovy geschaffene Motiv ist seit 1875 ohne Unterbrechung auf den genannten Münzen zu sehen. Die Rückseitengestaltung ist sogar noch älter und wird seit 1850 verwendet! Damit ist die stehende Helvetia das älteste noch im Umlauf befindliche Münzbild der Welt. Seit 1968 werden die Münzen nicht mehr aus Silber, sondern aus Kupfer-Nickel hergestellt, ihr Münzbild aber bleibt unverändert.
Die seltenste Münze der Schweizerischen Eidgenossenschaft
Als seltenste Münze der Schweiz gilt das silberne Fünffrankenstück von 1886. Und das nicht, weil es besonders schön wäre, im Gegenteil. Wer glaubt, dass Globalisierung ein modernes Phänomen ist, den belehrt diese Münze eines Besseren: Verantwortlich für ihre Seltenheit ist nämlich die amerikanische Comstock Mine in Virginia City. Dort wurde innert weniger Jahre so viel Silber geschürft, dass der Preis dafür zusammenbrach. Die Folge: Die Lateinische Münzunion verbot ihren Mitgliedern, also auch der Schweiz, Silbermünzen zu prägen. Die Schweiz wollte 1885 die 5 Franken-Prägung wieder aufnehmen. Man prägte einige Münzen mit dem alten Stempel, doch der war mittlerweile in so schlechtem Zustand, dass man gleich ein neues Münzbild schuf. Ab 1888 weicht die sitzende Helvetia einem mit Alpenblumen bekränzten Frauenkopf.
Wie viele Stücke vom Fünffrankenstück 1886 ursprünglich entstanden, ist umstritten. Bekannt ist allerdings, dass je ein Stück im Schweizerischen Landesmuseum, im Berner Historischen Museum, in der Sammlung der Swissmint liegen. Lediglich zwei Exemplare befinden sich in privater Hand.
Die beliebteste Goldmünze der Schweiz
Die beliebteste und bekannteste Goldmünze der Schweiz ist ohne Frage das Vreneli. Die Goldmünze zu 20 Franken mit dem Frauenkopf wurde von Fritz Ulisse Landry entworfen und zwischen 1897 und 1949 geprägt. Ebenfalls rekordverdächtig: Insgesamt wurden rund 61 Millionen Vrenelis geprägt – das sind ca. 97% aller Eidgenössischen Goldmünzen! Auch nach 1949 blieben die Vrenelis (übrigens eine Verniedlichung des in der Schweiz beliebten Vornamens Verena) als Taufgeschenk fester Bestandteil der Schweizer Kultur.
Die frivolste Münze der Schweiz?
Wie könnte man vom Vreneli schreiben, ohne die berühmte Probe zu dieser Münze zu erwähnen. Landrys erste Entwürfe für die Helvetia auf Münze waren der zuständigen Jury zu freizügig – ihnen schwebte eher eine Landesmutter als eine junge Frau vor. So wurde die Helvetia gezähmt und bekam in den finalen Proben statt offenen Haaren einen Zopf. Und doch war man weiterhin nicht zufrieden: Der Bundesrat lehnte die Fassung aufgrund einer wehenden Stirnlocke ab, da sie „zu frivol“ sei. Die Stirnlocke verschwand, doch die 12 Proben mit Stirnlocke sind äußerst begehrt und gehören zu den größten Schätzen der schweizerischen Numismatik.
Die seltenste Goldmünze der Schweizerischen Eidgenossenschaft
Mit 12 Exemplaren läge das Stirnlockenvreneli auf Platz 1 der seltensten Goldmünzen der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Allerdings war es eine Probe, also keine Prägung, die für die Öffentlichkeit bestimmt war. Anders verhält es sich wahrscheinlich bei den Goldmünzen aus Gondo-Gold.
In den Jahren zwischen 1893 und 1897 prägte die Eidgenössische Münzstätte Goldmünzen nämlich nicht nur aus dem angekauften Mischgold, das sonst die Grundlage für die Münzen bildete, sondern aus der Ausbeute eines Schweizer Goldbergwerks im Wallis, das die Société Suisse Mines d’Or de Gondo betrieb. 20 Franken aus Gondo-Gold gehören zu den seltensten Münzen der Schweiz. Im Jahr 1893 wurden 25, 1895 19 und 1897 29 Exemplare geprägt. Obwohl das 20 Franken-Stück aus Gondogold von 1897 damit die höchste Auflage hatte, ist es mit Abstand das Seltenste. Die Gondogold-Stücke sind für Fachleute relativ einfach von den gewöhnlichen 1897 20 Franken-Stücken, von denen mehr als 400.000 geprägt wurden, zu unterscheiden: Sie haben eine hellere Farbe und im Schweizer Kreuz auf der Rückseite einen kleinen Gegenstempel mit einem Kreuz.
Die schwerste Münze der Schweizerischen Eidgenossenschaft
Und noch ein letzter Rekord, der von einem Vreneli aufgestellt wurde: Im Jahr 1925 entstanden einmalig große, repräsentative Vrenelis zu 100 Franken. 5.000 Münzen wurden damals geprägt, etwa 3.800 sind bis heute erhalten. Mit mehr als 32g handelt es sich bei diesen Stücken um die schwersten Münzen der Eidgenossenschaft. Außerdem gehören sie mit 35 Millimetern zu den größten Bundesmünzen – nur die silbernen 5-Franken aus der Zeit vor 1931 waren 2mm größer!
Das höchste Nominal der Eidgenossenschaft
Das höchste je geprägte Nominal der Eidgenossenschaft sind 250 Franken. Umgesetzt wurde es für eine goldene Gedenkmünze von 1991. In diesem Jahr feierte man 700 Jahre Eidgenossenschaft, respektive 700 Jahre Bundesbrief 1291, die als Gründungsurkunde der Schweiz gilt. Doch bei der Ausgabe wurde deutlich, dass es ein Problem mit den Prägungen gab. Braune Flecken hatten sich auf der Oberfläche vieler Münzen gebildet, hervorgerufen durch eine Verunreinigung mit Silberpartikeln. Die Auflage wurde daher verringert und eine zweite, fast identische Serie ausgegeben, diesmal ohne Probleme. Unterscheiden kann man die neuen und alten Stücke durch einen kleinen Unterschied bei der Randinschrift: Aus „CONFOEDERATIO HELVETICA 1291 – 1991“ wurde „CONFOEDERATIO HELVETICA 1291 ÷ 1991“.
Die Schweizer Münze mit der höchsten Auflage
Seit der Abschaffung der Münzen zu 1 und 2 Rappen (2007 und 1977) ist das Fünfrappenstück das kleinste Nominal der Schweiz. 1980 wurde beschlossen, die Zusammensetzung der Münze von Kupfernickel zu einer billigeren Kupfer-Aluminium-Nickel-Legierung zu ändern. In den folgenden Jahren wurden enorme Mengen der kleinen Münze geprägt. Allein 1983 waren es ganze 92.768.390 – das ist die höchste Auflage einer Schweizer Münze. Auch über die Abschaffung des Fünfräpplers wurde bereits diskutiert, doch noch hält er sich tapfer.
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1906 wurde der Grundstein zum heutigen historischen Gebäude der Swissmint gelegt. Natürlich berichtete die MünzenWoche über das 100-Jahr-Jubiläum.
Wenn Sie genau wissen wollen, wie in der Swissmint Schweizerische Münzen entstehen, empfehlen wir Ihnen diesen Artikel.