Auktion 7: Russische Münzen und Medaillen, The Sincona Collection Part 1

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Lutz Neumann ist ein alter Hase, was das Auktionsgeschäft anbelangt. Aber was er kürzlich anlässlich der 7. Auktion der Zürcher Münzhandlung Sincona erlebte, war schon etwas ganz Besonderes. Es wurde die bedeutendste Sammlung russischer Münzen und Medaillen seit 1913 versteigert.

Datum/Zeit
08.10.2012 - 11.10.2012
22:00

Veranstaltungsort
Testplatz Stuttgart

Kategorien


Auktion 7: Russische Münzen und Medaillen, The Sincona Collection Part 1

Beobachtungen zu einer Jahrhundertauktion – Russische Münzen bei Sincona

von Lutz Neumann-Lysloff

Seit über 40 Jahren beobachte ich den numismatischen Markt im In- und Ausland. In all diesen Jahren habe ich eine derart fulminante  Auktion – mindestens in Europa – noch nie erlebt. Der Auktionssaal im Hotel Savoy Zürich war voll belegt mit russischen Händlern und Sammlern. Ein paar wenige Berufsnumismatiker aus Zürich schauten vorbei um zu sehen, wie die Auktion laufen würde; aber sie kamen gar nicht zum Zug.
Der Kustos des Münzkabinetts des Historischen Museums in Moskau, Igor Shyriakov, der auch anwesend war, konstatierte: „Die ‚Sincona Collection. ist die bedeutendste Sammlung russischer Münzen, die auf dem Markt erschienen ist seit dem Verkauf der Sammlung Tolstoy in Frankfurt a. M. bei Adolph Hess Nachf. Im Jahr 1913“. Das Publikum gab ihm recht.
Dieser erste Teil der grandiosen Sammlung war mit CHF 1.844.760 geschätzt. Der Zuschlag nach dreieinhalb Tagen Auktion summierte sich auf CHF 13.224.043.

227: Iwan III., 1740-1741, Proberubel 1740, Münzstätte St. Petersburg. 25,78 g. Bitkin 49 (R4). Schätzung: CHF 250.000. Zuschlag: CHF 3.600.000.

Das Spitzenstück der Auktion war Los 227, der Probe Rubel 1740 von Ivan III. Geschätzt mit CHF 250.000, brachte es nach längerem Bietergefecht CHF 3.600.000. Dies ist meines Wissens die teuerste in Europa versteigerte Münze. Der Saal explodierte förmlich. Alle klatschten und machten Bilder vom Auktionstisch, der auf der Leinwand projizierten Münze und dem Währungsrechner im Hintergrund. Dabei hatte man schon in den ersten Minuten der Auktion erstaunliche Ergebnisse. Lot 4, Poltina (1/2 Rubel) 1701 brachte CHF 210.000 (30.000). Lot 10, Poltina 1703 mit CHF 165.000 (15.000).

14: Peter I. 1682-1725, Rubel 1704, Roter Münzhof. 27,97 g. Bitkin 786 (R4). Schätzung: CHF 150.000. Zuschlag: CHF 750.000.

Lot 11, Polupoltinnik  (1/4 Rubel) 1703, CHF 295.000 (35.000) und Lot 14, Rubel 1704, CHF 750.000 (150.000).

Auch die Kleinmünzen brachten erstaunliche Resultate. Sie mussten nur selten und von guter Erhaltung sein, zum Beispiel:
Los 80, 5 Kopeken 1714, CHF 23.000 (3.000) oder Los 81, Altyn (3 Kopeken) 1714, CHF 34.000 (2.500).

Die Liste der bemerkenswerten Zuschläge wäre endlos. Wie vorher erwähnt, waren die Münzen Peters I. heiß begehrt. Aber auch die Prägungen seiner Nachfolger und Nachfolgerinnen standen dem nicht nach. Ein 5 Kopek Stück 1787, der Taurischen Münzstätte von Katharina der Großen, Los 495, brachte CHF 66.000 (4.000). Die silbernen Kleinmünzen Paul I., alle in herrlicher Qualität, wurden mit 4- bis 5-stelligen Zahlen zugeschlagen.
Die Münzen des 19. Jahrhunderts waren zum größten Teil von feinster Qualität und enthielten viele Exemplare in Polierter Platte.
Los 615, Probe-Rubel 1801 verkaufte sich mit CHF 360.000 (50.000).
Seltene Kupfermünzen wie Los 646, Polushka 1808 in hübscher Erhaltung brachte CHF 10.000 bei einer Schätzung von CHF 400.
Los 749, eine Poltina 1818 in PP kostete CHF 38.000 (3.000).
Los 886, ein herrliches Kupfer 5 Kopekenstück 1830 aus der Sammlung Graf Hutten-Czapsky wurde mit CHF 20.000 (4.000) zugeschlagen.
Eine klassische Rarität der russischen Numismatik, Los 937, der Familienrubel von 1836 kletterte rasant von seiner Schätzung mit CHF 50.000 zu einem Preis von CHF 600.000.

1033: Nikolaus I. 1825-1855, Poltina 1843, Münzstätte St. Petersburg. 10,18 g. Bitkin 250 (R3). Schätzung: CHF 10.000. Zuschlag: CHF 240.000.

Was Qualität gepaart mit Rarität ausmacht, zeigte Los 1033, Poltina 1843 in perfekter Polierter Platte mit wunderschöner Patina – der Schätzpreis von CHF 10.000 wurde um das 24-fache erhöht – auf CHF 240.000!

1310: Alexander II. 1855-1881, Proberubel 1860, Münzstätte St. Petersburg. 24,05 g. Bitkin 585 (R3). Schätzung: CHF 25.000. Zuschlag: CHF 450.000.

Los 1310, ein Probe-Rubel 1860 in bester Qualität erhöhte den nicht bescheidenen Schätzpreis von CHF 25.000 auf CHF 450.000. Sogar Kleinmünzen wie Los 1340, 5 Kopeken 1861 M wurden mit CHF 30.000 verkauft. Los 1509, ein 25 Kopek 1883, zuletzt 1931 in einer Auktion verkauft, brachte CHF 190.000.
Es empfiehlt sich, die Ergebnisliste von Sincona AG anzufordern oder vom Internet auszudrucken, um das ganze Ausmaß dieser einmaligen Auktion zu erkennen.
Zuletzt muss man noch die kleine aber höchst interessante Abteilung Medaillen erwähnen. Besonders hervorzuheben sind:
Los 1879, eine bisher unedierte Goldmedaille von Peter I., die CHF 88.000 (20.000) brachte;
Los 1894, Goldmedaille 1740 auf den Tod der Kaiserin Anna, CHF 140.000 (30.000) und für Numismatiker Los 1960, die höchst interessante und seltene Medaille auf Jakob Reichel 1851 zur Eröffnung der neuen Eremitage. Sie erzielte CHF 16.000 (1.000).
Los 2008, eine relativ moderne Silbermedaille von 1895 auf die Erbauung der Vladimir Kathedrale in Kiev mit imposanter Darstellung wurde mit CHF 23.000 verkauft (2.000).

2054: Medaille für die Teilnehmer der ersten russischen Weltumsegelung 1806. Schätzung: CHF 1.000. Zuschlag: CHF 86.000.

Und zuletzt wollen wir noch eine absolute Rarität erwähnen, Los 2054, für die der Katalogverfasser eine ganze Seite widmete. Es handelt sich um eine kleine Silbermedaille, die den Mannschaften der Schiffe, die die erste russische Weltumsegelung vollbrachten, zugeteilt wurde. Bei einer Schätzung von CHF 1.000 brachte dieses Kleinod sage und schreibe CHF 86.000.

Ich habe schon vor einigen Jahren behauptet, dass der russische Münzenmarkt starke Parallelen zu dem amerikanischen Münzenmarkt aufweist. Beide haben eine einheitliche Währung, die einfach gegliedert ist. Eine Zersplitterung in unzählige Münzstände, wie in Mittel- und Westeuropa,  ist nicht gegeben. Es existiert eine große Bevölkerung mit einem Sinn für die eigene Geschichte und es existiert eine Schicht von wohlhabenden Sammlern, die bereit ist, viel Geld für Münzen, Kunst, Antiquitäten und weitere Sammelobjekte auszugeben. Darum ist es nicht verwunderlich, dass hohe Preise für seltene Jahrgänge, feinste Erhaltungen und Raritäten bezahlt werden. Es gibt keine Münze aus der Schweiz oder Deutschland, für die ein Millionenpreis bezahlt wird, aber doch für USA und jetzt russische Münzen. Wenn das kapitalistische System in Russland weiter gedeiht und es keine politische Turbulenzen gibt, können wir mit einer ungebrochenen Nachfrage in der russischen Numismatik rechnen.

Dies war nur der erste Teil der „Sincona Collection“. Es folgen drei weitere Teile in den nächsten drei Jahren. Man ist gespannt, wie die weiteren Münzen vom russischen Markt aufgenommen werden. Sicher ist, dass weiterhin Münzen von außerordentlicher Seltenheit und Qualität angeboten werden. Warten wir den Oktober 2013 ab uns lassen uns überraschen.

Sie können den Auktionskatalog einsehen bei Sixbid.

Auf der Seite von Sincona können Sie die Ergebnisliste herunterladen.